Rezensionen

Die folgende Rezension stammt von Markus Tazl, einem langjährigen Kämpfer aus de.rec.sport.budo
Ungewöhnlich ist nicht, dass er sich mein Buch gekauft hat (als Kampfsportler ist man ja auch immer Masochist), sondern dass er auch noch ein gutes Haar daran finden konnte. Doch lesen wir selbst:

And Now For Something Completely Different ...

Gute Bücher für Kampfsporteinsteiger- und interessierte sind selten. Bisweilen handelt es sich um einen theoretischen Einheitsbrei aus - mitunter zum Schmunzeln anregenden - mehr oder weniger kompliziert anmutenden Selbstverteidigungstricks oder Grundtechniken, gepaart mit Standardtipps zum Verhalten im Training und der x-ten Darstellung geschichtlicher Hintergründe über Kampfsportart XY. Solche Werke fordern den jeweiligen Autoren zwar viel Arbeit und Mühe ab, helfen dem interessierten Kampfsportlaien, der sich über grundlegende Fragen informieren will, aber nicht unbedingt weiter.

Ralf Pfeifer hat mit seinem Buch "Die Kämpferin" einen anderen Ansatz gewählt und damit für eine interessante Abwechslung gesorgt. Er gibt keine zweifelhaften, kochrezeptähnlichen Selbstverteidigungsanleitungen, verzichtet auf die 100.000ste Abhandlung über den Ursprung irgendwelcher Kampfkünste und langweilt die Leserschaft auch nicht mit für Kampfsportlaien unwichtige Details wie das richtige Binden eines Gürtels. Dankenswerter Weise wird auch weder eine konkrete Kampfsportart als überlegen dargestellt noch wird an irgendwelchen Stilen herumkritisiert. Und die in anderen Werken anzutreffende Selbstbeweihräucherung fehlt zum Glück auch.

Vielmehr erzählt er auf unterhaltsame und humorvolle Weise am Beispiel der Romanfigur Clarissa die Geschichte einer nicht untypischen "Kampfsportlerkarriere". Die Hauptdarstellerin durchläuft einzelne Stationen, trainiert verschiedene Kampfsportarten, trifft auf selbsternannte Großmeister und sich der Lächerlichkeit preisgebende Traumtänzer, lernt aber auch interessante und kompetente Leute kennen, schliesst Freundschaften, erlebt nach Jahren die Vor- und Nachteile eigener Trainertätigkeit, erkennt durch praktische Erfahrungen, dass Kampfsporttraining allein keine Superfrau hervorbringt, ärgert sich über verkrustete Vereinsstrukturen etc. pp.. Ihr zur Seite steht der ehemalige Kampfsportler Stefan, der Ratschläge gibt und einzelne Aspekte auch theoretisch fundiert diskutiert.

Dem kampfsportinteressierten Laien, der keinen kompetenten Berater wie die Romanfigur Stefan zur Verfügung hat, kann man dieses Buch guten Gewissens empfehlen. Und dem Fachmann und der Fachfrau sowieso, nicht nur wegen der Darstellung einiger Charaktere, die doch starke Ähnlichkeit mit ziemlich realen Personen aus der Kampfsportszene aufweisen und den Rezensenten wiederholt zum Lachen brachten. Insgesamt handelt es sich um eine solide, gut recherchierte Arbeit, die sowohl unterhaltsam als auch informativ ist. Vielleicht schreibt Ralf Pfeifer ja eine Fortsetzung, genügend Stoff aus der Kampfsportszene gäbe es sicher noch ...